Prof. Linda Nielsen´s neuer Aufsatz über die Analyse von mittlerweile 60 Studien rund um die Doppelresidenz verfestigt weiter die Annahme, dass die Doppelresidenz in der Regel für Kinder bessere Ergebnisse erzielt als das in Deutschland noch häufig gelebte „Alleinerziehenden-“ oder „Residenzmodell“, bei dem meist der Vater als alle-vierzehn-tage-am-wochenende-freizeitelternteil für das Kind präsent ist.
Gerade die gemeinsam gelebte Elternschaft in Freizeit UND Alltag trägt positiv zur Entwicklung der Kinder bei und dies unabhängig von weiteren Umständen.
Kurz zusammengefasst zeigten sich in Prof. Nielsens Auswertungen der 60 Studien folgende Ergebnisse:
In den veröffentlichten 60 englischsprachigen Studien fanden 34 Studien heraus, dass Kinder in der Doppelresidenz in allen untersuchten Punkten in Bezug auf Verhalten, emotionales, physisches und schulisches Wohlbefinden und die Beziehung zu Eltern und Großeltern besser abschnitten als Kinder im Residenzmodell. In weiteren 14 Studien hatten Kinder in der Doppelresidenz in einigen Punkten die gleichen Ergebnisse und in anderen bessere Ergebnisse verglichen mit Kindern im Residenzmodell. In 6 Studien konnten keine Unterschiede zwischen beiden Betreuungsmodellen festgestellt werden und in weiteren 6 Studien ergaben sich für Kinder in der Doppelresidenz in einem Merkmal schlechtere Ergebnisse als im Residenzmodell, aber gleiche oder bessere in den anderen Merkmalsausprägungen.
Ähnliche Ergebnisse gab es auch bei der Betrachtung des Familienreinkommens (25 Studien, davon 18 Doppelresidenz besser in allen Merkmalsausprägungen, 4 Studien gleiche oder bessere Ergebnisse, eine Studie mit gleichen Ergebnissen und zwei Studien mit schlechteren Ergebnissen in einem Merkmal, aber besseren in den anderen Merkmalen.
Besonders interessant auch, wenn der Konflikt zwischen den Eltern betrachtet wurde, wird doch Streit zwischen den Eltern häufig als Grund gesehen, die Doppelresidenz nicht zu leben. In den 19 Studien, welche sich auch mit dem Konflikt der Eltern beschäftigten, hatten Kinder, die in der Doppelresidenz lebten, in 9 Studien in allen untersuchten Merkmalen bessere Ergebnisse erzielt als Kinder in Einzelresidenz, gleiches oder bessere Ergebnisse in weiteren 5 Studien, gleiche Ergebnisse in 2 Studien und schlechtere Ergebnisse in einem Merkmal, aber gleiche oder bessere Ergebnisse in 3 Studien.
In der Zusammenfassung von Prof. Nielsen kommt dies sehr deutlich zum Ausdruck (Übersetzung durch Markus Witt, Sprecher doppelresidenz.org):
"Wie die in diesem Artikel zusammengefassten Studien zeigen, weist die Doppelresidenz (JPC - joint physical custody) bessere Ergebnisse als Einzelresidenz (SPC – sole physical custody) für Kinder auf, unabhängig von Familieneinkommen oder dem Konfliktniveau zwischen den Eltern. Das soll nicht heißen, dass Kinder nicht von einem Leben in Familien mit höherem Einkommen, niedrigerem Konflikt oder gut kooperierenden Eltern profitieren.
Was diese Studien aber aussagen ist, dass die besseren Ergebnisse für in Doppelresidenz lebende Kinder nicht auf ein höheres Familieneinkommen oder einen geringeren Konflikt zwischen deren Eltern zurückgeführt werden können.
Darüber hinaus zeigen alle 30 Studien, die die Beziehungen von Kindern zu ihren Eltern und anderen Verwandten untersuchten, bessere Ergebnisse für die Doppelresidenz-Kinder. Angesichts dessen gibt es eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Familieneinkommen und elterlicher Konflikt weniger eng mit dem Wohlergehen der Kinder verknüpft ist als die Qualität ihrer Beziehungen zu ihren Eltern, Stiefeltern und Großeltern.
Während Wissenschaftler die Faktoren weiter erforschen und die bessere Entwicklung von Kindern in Doppelresidenz-Familien erklären können ist bereits klar, dass die gemeinsame Elternschaft in Form der Doppelresidenz auf dem Vormarsch ist und Kinder von dieser neuen Familienform profitieren."
Der Aufsatz von Prof. Nielsen wurde 2018 im Journal of Child Custody unter dem Titel: „Joint versus sole physical custody: Outcomes for children independent of family income or parental conflict, Journal of Child Custody“ veröffentlicht.
Link zum Abstract: http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/15379418.2017.1422414
Wie man es auch dreht und wendet, egal ob man die Entwicklung und Gesundheit der Kinder betrachtet, das Familieneinkommen oder aber den Konflikt der Eltern – Kinder, welche in der Doppelresidenz leben entwickeln sich nicht schlechter, in einer überwältigenden Mehrzahl an Faktoren aber deutlich besser als Kinder in Einzelresidenz oder Residenzmodell. Es ist daher an der Zeit, dies auch in Rechtsprechung und Gesetzgebung zu berücksichtigen.
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